Kleines Editorial

Die Beiträge der Dezemberausgabe 2012 von Mediale Kontrolle unter Beobachtung setzen die Publikation der Tagung Neueste Medien unter Kontrolle? aus dem vorigen Jahr fort. Schwerpunkte der drei neuen Texte sind einerseits weiterführende Überlegungen zu wissenschaftlichen Begriffen und Beschreibungsmodellen medialer Kontrolle; sowie andererseits der Blick auf Kontrollmechanismen im Kontext interkultureller Kommunikation und interkultureller Vergleiche.

Unter dem Motto Draußen und Überall schlage ich einen diskursanalytischen Ansatz zur Beschreibung medialer Kontrolle als genuin historisches und kulturelles Phänomen vor. Mit der Exteriorität und Ubiquität sind zwei Pole im stets kontroversen Diskurs medialer Kontrolle der Gegenwart bezeichnet, die sich als heuristische Fragestellungen an aktuelle Fälle von Zensur und anderen Formen der Kontrolle stellen lassen: So an Entwürfe für Internetsperrgesetze, an die Strategien von Wikileaks und Anonymous, sowie an die Rhetorik der Post-Privacy-Bewegung.

Ursula Reutners ebenfalls allgemeine Überlegungen zur vieldimensionalen Wandlung unserer medialen Möglichkeiten und Gewohnheiten führen zu einem Vielfeldermodell, in dem sich Differenzen und Ähnlichkeiten unterschiedlicher medialer Dispositive fassen lassen. Von diesem Standpunkt aus richtet sie den Blick auf Auswirkungen medialer Neuerungen auf den Kulturkontakt und reflektiert die Kontrolle und die Grenzen der Kontrollierbarkeit, die im Medienwandel für interkulturelle Kommunikation gelten können.

An die Frage nach interkultureller Kommunikation schließt Carsten Ochs mit einer Fallanalyse zu einem Entwicklungsprojekt in zehn asiatischen Ländern an, bei dem kulturelle Unterschiede Grundannahmen über Vor- und Nachteile offener und geschlossener Kommunikationsverfahren in Frage stellten: Mit dem Zitat „In Our Social Structure People Dislike Free Access to Knowledge, to Open up Access to Everything…“ faßt er zusammen, wie spezifisch die jeweiligen Spielräume emanzipatorischer Politik in Abhängigkeit von kulturellen Konventionen und den Reflektionsmöglichkeiten, aber auch den Grenzen interkulturellen Austauschs ausgelotet werden müssen.

Das Experiment, die Beiträge der Tagung online und im open access-Format zu publizieren, hat einerseits zu einer erheblichen Leserschaft geführt, die für eine akademische Druckpublikation so vermutlich nicht zu erwarten gewesen wäre. Nicht angenommen wurde dagegen — und das scheint für akademische Onlinepublikationen in Deutschland notorisch zu sein — die Einladung zur anschließenden Diskussion der angebotenen Beiträge, die ich hiermit dennoch und mit Nachdruck wiederhole: Widerspruch, Ergänzungen, Nachfragen und neue Beispiele von allen Leserinnen und Lesern sind dringend erwünscht – und sehr willkommen.

Den Beiträgerinnen und Beiträgern der Tagung und der aktuellen Ausgabe sei nochmals herzlich gedankt. Im neuen Jahr soll sowohl die Veröffentlichung der Tagung abgeschlossen als auch der Kreis der Beiträge über die Betrachtung Neuester Medien unter Kontrolle hinaus geöffnet werden.

 

 

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